Rau und edel mit mediterranem Flair
2.000 Quadratmeter Jurakalkstein schmücken die Fassade eines neu errichteten, modernen Fünfsternehotels am Gardasee umgeben von Olivenbäumen und oberhalb des mittelalterlichen Dorfes Lazise. Der spaltraue Naturstein ist als Riemchen verklebt – eine aufwendige Arbeit, die sich gelohnt hat.
von Alexandra Nyseth
Stein, Glas und Wasser
Inmitten von Olivenhainen unweit von Lazise, einem kleinen mittelalterlichen Städtchen am südlichen Ostufer des Gardasees nur 20 Kilometer von Verona entfernt, entstand unter der Regie des Architekten-Duos Marx & Ladurner ein modernes Fünfsternehotel mit innovativer Hotelarchitektur. Nach rund zwölfmonatiger Bauzeit wurde es im Frühjahr letzten Jahres eröffnet. Das Resort besteht aus zwei Trakten, die insgesamt 58 Zimmer und Suiten beherbergen. „Die Positionierung des neuen schlanken Baukörpers zoniert das Grundstück in seine Außenbereiche, zum einen den Ankunftsbereich in Form einer Allee, zum anderen in die Parkanlage. Eingebettet in den Park befindet sich die Poollandschaft,“ erklären die Architekten. Mehrere Außenpools und ein hauseigener Naturbadesee, ein Infinity Sky Pool mit Aussicht auf den Gardasee auf insgesamt 2.000 Quadratmeter Wellness- und Spabereich gehören zu den Highlights dieses Luxushotels. „Der Baukörper löst sich von unten nach oben auf. Der Höhepunkt der Inszenierung befindet sich im Dachgeschoss: vom Restaurant als Aussichtsplattform über eine großzügig angelegte Kaskadentreppe, Zwischendeck mit Skybar, Sonnendeck bis zum gläsernen Infinitypool“, erläutern die Architekten ihren Entwurf, dessen Grundidee es war, das Hotel als Theater zu interpretieren. – Es ist das zweite Resort der alteingesessenen Hotelpioniersfamilie Dorfer, die bereits das Quellenhof Luxury Resort Passeier in Südtirol führt.
Bezug zur Umgebung
Eine der Besonderheiten der Gestaltung des Hotels von außen ist die Fassade: Einige Bereiche sind nahezu komplett mit Jurakalksteinriemchen verkleidet, gleichzeitig öffnen in weiteren Bereichen große Glasflächen den Blick zum Beispiel auf den Gardasee. „Die massiven Steinelemente stehen im Gegensatz zu den großzügigen Glasfassaden“, so die Architekten. „Gleichzeitig dominieren ebenfalls mit Jurakalksteinriemchen verkleidete Säulen die zum See gewandten Zimmerfassaden, indem sie das Gebäude in einem angenehmen Rhythmus teilen.“ Die Verkleidung der Fassade mit Stein, insbesondere der Teil neben der langen Auffahrt zum Eingang des Hotels, solle an die alte Wehrmauer im Zentrum von Lazise oder die Sichtmauerwerke am Hafen erinnern. Eine Reihe von Zypressen auf einer Seite, Olivenbäume auf der anderen Seite begleiten den Weg bis zum Eingang und stellen den direkten Bezug zur Flora der Umgebung her. Die Präsenz von Wasser in Form von Pools als immer wiederkehrendes Thema passe hervorragend zur Gegend des Gardasees, erklären die Architekten ihr Konzept und: „Die verwendeten Materialien außen, wie auch die im Innenbereich schaffen eine südliche Stimmung, welche eine Leichtigkeit gepaart mit Eleganz vermitteln.“ In diesem Zusammenhang erschien den Architekten der Jurakalkstein wegen seiner Farbigkeit sehr geeignet, denn: „Die Erdfarben dieses Steins geben der Eingangsallee eine warme Atmosphäre.“
Rau und edel
Besonders prägnant ist die Verarbeitung der Natursteinklinkerriemchen an der 45 Meter langen und neun Meter hohen Mauer neben der Auffahrt, die zum Eingangsbereich führt. Die horizontale Schichtung mit Steinen in unterschiedlichen Höhen wird an der Fassade durch schlanke hohe Zypressen und schmalen Aussparungen in der Längsfassade aufgebrochen. „Grundsätzlich wurden Betonmauern mit dem Jurakalksteinen verklebt. Aufgrund der neun Meter Höhe dieser Mauern musste nach etwa zwei Metern immer wieder eine Verankerung in Form einer Sicherheitsfuge ausgearbeitet werden“, so die Architekten. Bemerkenswert ist auch der Mauerteil, an dem das Logo und darunter der Name des Hotels zu finden ist. – Auf den ersten Eindruck wirkt die steinerne Hülle schlicht, ursprünglich und rau, aber dennoch edel, zeitlos und elegant – ganz wie das Hotel selbst.
Sorgfalt bei der Steinauswahl
Die Firma Fuchs AG aus Südtirol übernahm die Natursteinarbeiten an der Fassade. Cornelia Fuchs, Geschäftsführerin des Familienbetriebs, der in zweiter Generation Naturstein handelt und verarbeitet, erinnert sich: „Die verwendeten Blöcke stammen aus einem Steinbruch im mittelfränkischen Treuchtlingen. Bei der Steinauswahl sind wir mit sehr viel Sorgfalt vorgegangen. Es wurden nur Oberlagen, Lage 21 und 22, ausgewählt, da diese weniger Pyrit und kaum Fossileinlagerungen enthalten. Außerdem haben wir darauf geachtet, dass die Blöcke eine schöne einheitlich graue Farbe haben.“ Die Natursteinriemchen wurden in ihrer ursprünglichen, rauen Form verwendet. Derartige Oberflächen bezeichnet man als „spaltrau“. Gespaltene Oberflächen entstehen durch Trennen des Rohmaterials mit Steinspaltwerkzeugen, sodass die typische, unbearbeitete und natürliche Steinoberfläche, wie sie zum Beispiel von gespaltenen Pflastersteinen bekannt ist, entsteht. „Ein Partnerbetrieb spaltete die Steinblöcke aus Treuchtlingen in Lohnarbeit. Wir haben bruchraue Einzelstücke bis etwa 40 Zentimeter Länge und in drei verschiedenen Höhen acht, zehn und zwölf Zentimeter verwendet und in etwa zweieinhalb Zentimeter Stärke“, erklärt Cornelia Fuchs weiter. Durch die unterschiedlichen Steinhöhen entsteht ein lebendiges Fassadenbild. Bevor die Klebearbeiten an der Fassade des Hotels begannen, mussten etwa 130 Tonnen des Natursteins aus Franken mit dem LKW an den Gardasee transportiert werden.
Einzuhaltende Richtlinien
Die Fassade wurde mit PCI Produkten nach Beratung und Lokalaugenschein durch die Augsburger Firma PCI beklebt. Doch auf was achteten die Experten aus Schwaben? Markus Balleisen, Leiter Zentrale Anwendungstechnik PCI Group, erläutert: „Zunächst haben wir die Firma Fuchs über die in der DIN 18515 – Richtlinie für Außenwandbekleidungen – Grundsätze für Planung und Ausführung – Teil 1: Angemörtelte Fliesen oder Platten –genannten Formatbeschränkungen informiert. Diese sind: Fläche: ≤ 0,12 Quadratmeter; Seitenlänge: ≤ 0,49 Meter; Dicke: ≤ 0,030 Meter. Die zur Verlegung kommenden Natursteinriemchen hatten ein Format von 8, 10, 12 x max. 49 Zentimeter und eine Dicke von ca. 2 Zentimeter, sodass die oben genannten Grenzwerte also eingehalten waren.“ Bei der Ortsbegehung bewerteten die Experten die Oberfläche des Verlegeuntergrundes Beton und prüften ihn augenscheinlich auf Risse und durch Kratzen, Wischen und Benetzen auf seine Beschaffenheit. „Da Zementleim und minderfeste Oberflächen gefunden wurden, haben wir zu einer mechanischen Bearbeitung in Form von Schleifen oder Strahlen geraten“, erklärt Balleisen und fährt fort: „Orientierend an der DIN 18157 – Ausführung von Bekleidungen und Belägen im Dünnbettverfahren – hatten wir zu berücksichtigen, dass Beton zum Zeitpunkt der Belegung ein Alter von mindestens sechs Monaten aufweist. Diese Forderung begründet sich damit, dass Beton lange und langsam schwindet, also seine Länge verkürzt. Wird Beton zu früh belegt, kann es durch diese Längenkürzung zu Scherbelastung an der Verbundzone zu aufgebrachten Belägen kommen. Die Beläge können dabei abgeschert werden, sich also vom Untergrund lösen und abfallen.“
Besondere Bedingungen
Beim Hotel Quellenhof konnte die erforderliche Wartezeit nicht eingehalten werden. Der Beton sollte bereits nach drei Monaten belegt werden. „Wir mussten also einen Verlegemörtel wählen, der so flexibel ist, dass die Scherbelastungen aufgenommen werden und der Haftverbund zwischen Untergrund und Oberbelag nicht beeinträchtigt wird. Wir haben uns deshalb für den Verlegemörtel PCI FT-Ment, abgemischt mit dem flexibilisierenden Zusatz PCI Lastoflex entschieden. Dieser Mörtel weist Haftfestigkeit und Flexibiliät auf, die die Anforderungen der DIN EN 12004 nach der Klassifizierung C2 S2 sogar deutlich übertreffen. Außerdem ist diese Mörtelmischung sehr beständig gegen Frosteinwirkung.“
Die Verlegung wurde im kombinierten Verfahren, im sogenannten Buttering-Floating ausgeführt. Das heißt, der Dünnbettmörtel wird sowohl auf den Untergrund als auch auf die Rückseite des Belags aufgebracht. Darüber hinaus rieten die Experten, den Oberbelag nach jeder ca. fünften Reihe zusätzlich mechanisch zu verankern. – „Die Natursteinriemchen wurden nicht imprägniert und für die Zukunft gesehen sind diese Bereiche ebenfalls wartungsfrei“, ergänzt Cornelia Fuchs.
Gelungenes Ergebnis
Die Verkleidung der 2.000 Quadratmeter Fassade mit Jurakalkstein in Form von Klinkerriemchen war sehr aufwendig – sie fand von August 2018 bis März 2019 statt. Und die größte Herausforderung dieses Projektes waren der Zeitplan und die Tatsache, dass viele Gewerke gleichzeitig am selben Ort tätig waren, so Cornelia Fuchs. – Die Gestaltung dieses Hotels passt sich hervorragend, auch gerade aufgrund seiner Natursteinriemchenfassade, seiner Umgebung an, nimmt deren Charakteristika auf und wirkt auch aufgrund dessen besonders und edel. Ganz im Sinne der Architekten Marx & Ladurner: „Eine besondere Herausforderung besteht darin, in sensiblen Zonen auf die gegebene Situation einzugehen und daraus auf jede Situation eine darauf angepasste Lösung zu finden. Kein Projekt kann aus seinem Kontext gerissen funktionieren, sondern ist in jedem Fall eine Maßanfertigung, sei es auf den Ort wie auch auf den Bauherren bezogen.“
Verwendungsnachweis: Fuchs AG, Schlanders | STEIN | Quellenhof Luxury Resort, Lazise
Bildnachweis: Alexander Haiden | Quellenhof Luxury Resort, Lazise
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